Dresden, Äußere Neustadt

„Eat The World“ ist ein seltsamer Slogan. Allerdings wird er weltweit schnell verstanden und mit dem Untertitel „Culture & Food Tour“ – der auch in deutsch angeboten wird: „Kulinarisch-kulturelle Touren“ – kommt man schnell auf den Punkt, was sehr wichtig ist bei den heutigen Scrollgeschwindigkeiten.
Meine Frau ist jedenfalls irgendwie auf dieses Angebot im Zusammenhang mit der Kurzurlaubsplanung aufmerksam geworden. Gebucht hat sie dann die Tour in der Dresdner Neustadt und nicht die im Zentrum. Gut so! kann ich hinterher feststellen. Die Tour war eine echte Dresdenbild-Erweiterung für mich.
Nicht von allen Anlaufpunkten kann ich hier Bilder zeigen. Aber im Text werden alle Stationen erwähnt.

Hinweise:
Der Tourverlauf wird jeweils den Gegebenheiten angepasst. Wenn man also diese Tour bucht, kann es sein, dass die Strecke anders verläuft.
Die Karte zeigt unsere Spur von der Ankunfts-Straßenbahnhaltestelle bis zur Rückfahrt. Die Linienknäule weisen auf Aufenthalte in Häusern hin und sind Messfehler.

Startpunkt war an der Feinbäckerei Rißmann wo es ein kleines Stück Eierschecke und Stollen gab. Der Stollen war nicht so mein Ding (der musste wohl noch reifen), dafür aber die Eierschecke. Doch man kann ja nicht gleich am Anfang …

… und es ging auch nicht nur ums Futtern. Schon ein paar Meter ums Eck, in der Louisenstraße, blieben wir stehen und erfuhren Einiges aus der Historie des Stadtviertels. Der Haltepunkt gegenüber eines Sexshops erschien mir etwas ungelenk, war aber tatsächlich genau geplant: Von hier aus versand die Firma H. Kästner Verhüterlies in Millionenstückzahl. In der fast reklamefreien DDR waren die Inserate des „diskreten Versandhauses“ sehr wohl bekannt.

Im weiteren Verlauf schauten wir uns einen Innenhof an, hörten von Schokoladenfabrikanten und von Innovationen, die hier ihren Ursprung haben. Nahmen noch die Kunsthofpassage mit, sahen die „5. Volks=Schule“ von außen … und standen schon wieder vor einem Kondom-Laden! Vegane Kondome waren es diesmal. Das nenne ich Zeitenwandel!
Wobei, es war kein weiterer Sexshop. Kondome kauft man heute eben einfach so nebenbei. Und auch zielgerichtet einzeln. Jedenfalls denke ich mir das so bei dem Laden: http://lose-dresden.de/
Zu futtern gab es hier loses Müsli (ohne mich). Den Laden fand ich recht fotogen – und die Grundidee freilich auch, wirklich!

Um die Ecke, bei Sprout, ist die Grundidee nach Selbstauskunft diese:

Sprout verbindet den Charakter eines Fast-Food-Restaurants mit dem Anspruch an gesunde Lebensmittel. In einem Minimum an Zeit bekommt der Gast ein Maximum an Nährstoffen.

Als Kostprobe gab es ein Schnapsglas voll Linsen in besonderer Würzung. Da war freilich kein Maximum an Nährstoffen zu erwarten. Aber geschmeckt hat es … und es ging ja weiter!

Zum Glück hatten wir einen kompetenten Führer dabei! Denn an dieser Kaschemme wäre ich einfach vorbei gelaufen! Dabei ist das Raskolnikof DIE Innkneipe im Viertel!! Außen Pfui – innen Hui … nun gut, Kronenleuchter hängen nicht an den Decken. Aber hier kann man es echt aushalten. Die Pelmeni waren top. Und das rotblonde Bier auch 😉 (nicht im Tourpreis)

Das nächste Highlight folgte am Lutherplatz: EnglandEngland ist eine Königlich-Britische Gast(Puppen-)stube, wie man sie hier bestimmt nicht erwartet hätte. Abgefahren und auch irgendwie deutsch gemütlich … das gereichte Stück Kuchen war ebenfalls überraschend gut.

Schön scharfe (aber auch milde) Dipps gab es ein paar Meter weiter im Zaffaran Gewürzatelier & Cafe zur Verkostung. Diverse Döschen wanderten in die Handtaschen.

Und zum Tourende gab es noch einen Mini-Burger, der meiner Meinung nach tatsächlich besser war als die Burger von der großen Konkurrenz. Auszuprobieren bei King’s Bread powerfood.

Fazit: Dresdens Äußere Neustadt ist nicht nur einen Besuch wert! Die Freunde des „sich-treiben-lassens“ finden bestimmt auch allein viel Interessantes.
Mit der Eat The World-Tour gelingt der Einstieg in das Szeneviertel aber garantiert unterhaltsam und facettenreich. Das meine ich, auch wenn ich sonst kein Fan von solchen Führungen bin.

Das Viertel ist gut einen Quadratkilometer groß und 17.000 Menschen leben hier. Durchschnittsalter: 31
ehemals H. Kästner Versand
Stilbruch mit Stil
typisch (Aber nicht von uns frequentiert.)
Kunsthofpassage – sehenswert
Abgefahren!
Bunte Schule
Hier gibt es lose, vegane Kondome. (Und hinterher ein Müsli?)
alles lose – Wider den Verpackungswahn!
Nicht alles ist schick – und das ist gut so!
Hier gibt es Sprout (keimendes Korn).
Hier geht nur rein, wer es kennt: Raskolnikof
Raskolnikof live
am Lutherplatz
Ein weiterer Beitrag zum Lutherjahr … (Man beachte das Komma!)
Die Linke hinter roter Tür. Am Lutherplatz.
links EnglandEngland rechts Zazaran – Beides nicht im Bild 😉
unser Schluss-Burger