Bei den 6. Tagen der Industriekultur Leipzig machten die Zeitzer zum zweiten Mal mit und boten eine reichhaltige Auswahl an. Uns interessierte vor allem die Betriebsbesichtigung der Zeitzer Zuckerfabrik – und nebenbei wollten wir uns nach langer Zeit mal wieder den Herrmannschacht ansehen. Aus dem „Nebenbei“ wurde in fotografischer Hinsicht viel mehr als aus der Zucker-Tour (leider). Denn in den Industrieanlagen galt striktes Fotoverbot.

Kohle

Am Herrmannschacht wurden wir herzlich empfangen und bekamen bei einer kleinen Einführung auch den Hinweis, dass Kohle und Zucker an diesem Ort nicht zufällig nebeneinander stehen. (Der Herrmannschacht ist de facto auf dem Betriebsgelände der Südzucker AG Zeitz. Der Name kommt von einem frühen Zuckerfabrikbesitzer.)

Die Rübenkocher begannen in Zeitz 1858 mit der damals neumodischen Art der Zuckerproduktion und lernten bald den Energiegehalt und das Preis-Leistungsverhältnis der einheimischen Braunkohle schätzen. 1880 wurde in unmittelbarer Nähe zur Zuckerfabrik an der Bahnstrecke Leipzig/Gera eine Kohleverladestation gebaut, die dann schließlich zur Brikettfabrik erweitert wurde. Heute gilt diese Brikettfabrik weltweit als ältestes Artefakt seiner Art. Man betrieb diese Fabrik tatsächlich bis 1959 ohne grundlegende Modernisierung … und stellte sie 1961 (wohl etwas erschrocken) gleich unter Denkmalschutz.

Gegenüber meinem letzten Besuch vor 12 Jahren empfand ich das Gelände als sehr aufgeräumt. Damals standen noch ein paar Häuser mehr und die Anlage hatte viel mehr den Charme eines Lost Place als heute. Dafür gibt es nun ein modernes „Revierhaus“, das als niveauvoller Veranstaltungsort das Museum aufwertet. Hier scheint die umzingelnde Südzucker AG wohlwollend geholfen zu haben.

Zucker

Die Besichtigung der Zuckerfabrik erfolgte per Bus und wurde auf die benachbarte Bioethanol-Fabrik sowie die ebenfalls gleich daneben befindliche Stärkefabrik ausgedehnt. (Stärke wird dort nicht produziert – aber das wird jetzt zu viel …) Alle drei Standorte sind finanziell/juristisch getrennt, aber eigentlich unter einem Hut – so macht man das heute. Die Anlagen der Fabriken sind einfach nur als riesig zu bezeichnen. In der Zuckerfabrik geht es dabei einzig und allein um die Verarbeitung von Zuckerrüben (rund 1,5 Mio Tonnen pro Jahr). Der Zeitpunkt unserer Besichtigung war nicht besonders gut, denn die Zuckerrübenernte beginnt erst in Kürze. Da war also nicht viel Betrieb zu sehen.

Doch die Erklärungen zur ganzen Prozedur interessierten dann schon. Vor allem die Verzahnungen zu den zwei anderen Betrieben waren mir neu. An diesem Standort wird neben Zucker auch Bioethanol, Trink-Alkohol, Glukose-Sirup, Futtermittel, Strom und CO2 produziert (letzteres in verflüssigter Form).

Wer dazu Genaueres wissen möchte, dem seien die informativen Websites der Firmen empfohlen.
https://www.suedzucker.de
https://www.cropenergies.com

Ein erster Überblick: Herrmannschacht
Krokodil
Laubfrosch (?)
Werkzeugmaschinen im Freien
Alte Verladestation in moderner Umgebung.
Kein Quatsch! In der alten Schmiede kann man echt heiraten.
Schmiede im Schaubetrieb
alt und neu
ausrangierte Technik vor aktueller Technikkulisse
Lokschild
Die Modellbahn lief leider nicht.
und nochmal alt und neu
Industrieidyll
Das Herzstück: die Kohlepressen
Rückblick auf den Herrmannschacht
Treffpunkt zur Betriebsbesichtigung
Das Zuckerwerk von außen.
gegenüber das Bioethanolwerk

Linktipps:
https://www.recarbo.de/sehenswertes/brikettfabrik-herrmannschacht/
https://www.industriekulturtag-leipzig.de/

Übrigens:
Zehn zahme Ziegen zogen zehn Zentner Zucker zur Zeitzer Zuckerfabrik 😉
(So kenne ich den Spruch.)

Anmerkung aus dem März 2022:
Wie richtig der Titel „Kohle und Zucker“ ist, bekam ich beim Besuch der Zentralwerkstatt Pfännerhall bestätigt. In der dortigen Ausstellung zum Tagebau Geiseltal werden ebenfalls die ersten Kohleförderungen mit den Zuckerkochern in Verbindung gebracht. (https://schaufoto.de/runstedter-see-pfaennerhall/)