Aufbau (m)einer Bildverwaltung – Teil 2

Der große Überblick

Ich schätze meinen gesamten archivwürdigen Bildbestand derzeit auf etwa 150.000 Stück. Bei 10 MB pro Bild müsste also eine 2 TB Festplatte ausreichen, alle Objekte sortiert und durchsuchbar bereitzustellen.
Ich halte drei Rechner in Betrieb (2 x Win, 1x Mac) und seit einem Jahr auch eine NAS. Diese NAS spielt eine wahrhaft zentrale Rolle bei meinem Vorhaben des Aufbaues einer allumfassenden Bilddatenbank. Ehrlich gesagt, frage ich mich, wie ich bis jetzt ohne NAS auskommen konnte. Das Gefummel mit externen Festplatten ist gegenüber der Verwendung einer NAS jetzt für mich nur noch nervig.

Meine NAS ist von Synology – und natürlich habe ich auch Synology Photos ausprobiert. Doch nach einem halben Jahr war ich nicht mehr so begeistert wie anfangs.


Anmerkung: Sicherer NAS-Zugang von außen

Alle NAS-Anbieter werben mit einem sicheren Zugang über das Internet. Nach wochenlangen Einstellungsversuchen und Experimenten traue diesen Aussagen aber nicht mehr. So hat manchmal eine https-Verbindung funktioniert – und dann, ohne dass ich etwas verändert habe, wieder nicht. Die Vielzahl der Abhängigkeiten, Varianten und beteiligten Software-Anbieter lassen mich stark zweifeln, als Laie in der Sache, das ausreichend sicher hinzubekommen. Da verzichte ich lieber auf die Konnektivität von und nach außen! (Ich bin ja auch sonst nicht so für die Wolke.)


Somit wurden die vermeintlichen Vorteile von Synology Photos immer weniger. Was mich am meisten störte, war aber, dass die gesamte Datenbank im Synology-System steckte, ich also immer von dieser Firma abhängig sein würde. (Ja, von irgendwem ist man immer abhängig als Normal-User. Doch ein einfaches und möglichst offenes Händling der Daten, die man so aufwändig einpflegt, sind mehr vertrauensfördernd. -> siehe „Wünsche“ in Teil 1)

Und so habe ich weiter nach meinem Favoriten gesucht.
Mylio fand ich ganz interessant. Ich war auch bereit, dafür im Abo zu zahlen(!). Doch dann kam die Synchronisation irgendwie durcheinander, das System wurde für mich immer undurchsichtiger, was es gerade machte. Ich habe es wohl mit meinen vielen Rechnern durcheinander gebracht. (Da kamen noch ein Chromebook und ein Android Tablet hinzu.)
Die Programmoberfläche hatte mir anfangs sehr gefallen. Leider blieb das nicht so. Bei Suchanfragen wurden mir die Abhängigkeiten zu den vorherigen Klicks nicht offensichtlich angezeigt. Das Programm wurde mir immer mehr suspekt – Schluss!

Weitere Versuche mit anderen Anbietern folgten … (Warum hat Google eigentlich sein Picasa auf Eis gelegt – manno!)

Mein aktueller Favorit ist ein Programm, das ich schon zweimal deinstalliert habe. Manchmal darf man eben die Geduld nicht verlieren:

Excire Foto

Die Werbung zu Excire Foto hatte stets den Fokus auf die verwendete KI-Funktionalität. Wobei die KI lokal auf der Anwender-Hardware läuft – und das war dann der zweite Werbeschwerpunkt: KI ohne Wolke!
Man müsse dem Programm nur zeigen, wo die Fotos abgespeichert sind – und schon bekäme man Ordnung in den Haufen und würde alles finden, was man sucht …

Wie gesagt, ich habe das Programm zweimal deinstalliert (ich bin seit der ersten Version dabei). Nämlich, weil mich der KI-Klimbim nicht überzeugen konnte. Was soll ich mit Suchbegriffen wie „Zwei Gesichter“, „Natur“, „Frontalansicht“ oder „Gebäude“. Noch dazu, wenn (für Menschen) offensichtliche Sachverhalte nicht (oder falsch) erkannt und verschlagwortet werden.

Noch ein paar Bemerkungen zum obigen Screenshot:
Die blau hinterlegten KI-Schlagwörter haben alle an der linken Seite ein Häkchen. Wenn man da draufklickt, bestätigt man dem Programm die Richtigkeit/Relevanz des Schlagwortes – ob das Folgen für die spätere KI-Verschlagwortung hat, habe ich noch nicht herausbekommen. Bei dem Beispielbild kann man getrost alle blauen Begriffe weg-ixen, so jedenfalls meine Meinung.
Das hätte dann auch zur Folge, dass meine Schlagwörter obenan stehen und somit sofort im Sichtfeld. Viele KI-verschlagwortete Fotos zeigen an dieser Stelle dermaßen viel KI-Blödsinn, dass man seine eigene Verschlagwortung erst durch scrollen zu Gesicht bekommt. Leider habe ich keine andere Möglichkeit gefunden, wie z.B. Reihenfolge-Wechsel oder prinzipielles Ausblenden des KI-Zeugs. Somit fühle ich mich an dieser Stelle ständig bevormundet, veralbert und ausgebremst.

Ich bin also mit dem, was die Werbung hervorhebt, nach wie vor nicht zufrieden – ABER: Das Programm macht zum Glück in der aktuellen Version jenseits von KI vieles so, wie ich es haben möchte. Und eine KI-Sache konnte mich sogar positiv überraschen … (weiter unten)

weitere Erfahrungen mit Excire Foto

Wie ein Programm tickt, bekommt man erst mit, wenn man mit ihm intensiv umgeht. Das wird wohl immer so sein. Es gibt zwar durchaus schnelle Hilfe zu irgendwelchen Funktionen, aber wie die interne Denke des Programmes ist, erschließt sich erst, wenn man etwas jenseits der integrierten Funktionen Ansprüche entwickelt.

So war meine Idee ganz einfach, auf der NAS in einem Verzeichnis alle Archiv-JPGs abzuspeichern, um dann mit Excire Foto von allen drei Rechnern darauf zugreifen zu können. Die Excire-Datenbank befindet sich dazu ganz simpel in einem Unterverzeichnis des gesamten Archiv-Systems. Als ich mit meinem MAC darauf zugreifen wollte, bekam ich diese Anzeige:

Ups, das hatte ich nicht erwartet!

Nun gut, man ist ja Workarounds gewohnt … Also erstellte ich auf dem Mac eine eigene Datenbank und importierte die Verzeichnisse vom NAS. Meine vergebenen Schlagwörter hatte ich ja per IPTC in die JPGs geschrieben, sie wurden also in die neue MAC-Datenbank integriert.

Exportieren und importieren

Mein derzeitiger Archivbestand (siehe Veröffentlichungsdatum dieses Beitrages) beläuft sich auf über 18.000 Fotos. Auf meinem alten Windows-Rechner (mit einem Core i5 der neunten Generation) habe ich es mir abgewöhnt, beim Import die KI-Analyse zu aktivieren, weil dann die Prozessorkühlung extrem hochlief. Das tat mir richtig leid wie die Kiste hyperventilierte.

Der entscheidende Moment: Bleibt „Analysiere Fotos“ nicht ausgewählt, bleibt man von KI-Blödsinn verschont – hat dann aber auch nicht die volle Funktionalität des Programms. (Unter anderem funktioniert dann nicht die Gesichtserkennung und die Freitext-Suche. Man kann die Analyse aber auch noch nachholen.)

Auf dem MAC (M2) läuft das Ganze viel flotter. 1.000 Fotos werden in 3 min komplett KI-importiert, ohne dass die Kühlung hochläuft. Also hat meine MAC-Datenbank auch die KI-Verschlagwortung drin.

Dass ich nun zwei parallele Datenbanken betreibe, finde ich nicht weiter schlimm. Mehr noch, ich habe auf meinem neuen Windows-Rechner (der fast mit dem MAC mithalten kann) eine dritte Version auf dessen interner Platte mit Verbindung zum Archiv auf dem NAS. Händisch vergebene Schlagwörter werden in die JPGs geschrieben und auf der NAS gespeichert.

Im Kontext-Menü der Bildauswahl kann man über „Metadaten speichern“ seine Schlagwörter per IPTC in die JPGs schreiben lassen. Danke dafür!

Die anderen Excire-Systeme importieren diese Dateien – und es herrscht Übereinstimmung.
Aufpassen muss ich nur, wenn ich nachträglich etwas an der Verschlagwortung ändere. Da heißt es, im anderen System erst die Datei (am besten gleich das ganze Verzeichnis) zu entfernen und nochmals neu zu importieren. Ich komme jedenfalls mit diesem Verfahren ganz gut klar.

Allerdings gilt diese Daten-Überspielung nur für selbst vergebene Schlagwörter per IPTC. Excire Funktionen wie Sammlungen oder Gesichtserkennung sind auf diesem Weg nicht übertragbar. (Meine Nutzungsart ist ja zugegeben ziemlich exotisch. In der Regel hat man eine Datenbank – und fertig! Aber ich bin ja nur auf die Idee gekommen, als der MAC meinte, die vorhandene Datenbank nicht nutzen zu können …)

Noch eine KI?

In der Version 2025 gibt es die neue Funktion „Finden durch Texteingabe“ (Freitextsuche). Sie ist nur abrufbar, wenn man die KI-Analyse über die Bilder hat laufen lassen. Meine erste Freitextsuche war „gefällte Bäume“ – und ich war baff, wie gut das Suchergebnis ausfiel! Weiter machte ich mit „zwei Personen auf einer Bank“ – wieder sehr gut; und dann „drei Personen auf einer Bank“ – jawoll, das macht ja richtig Spaß! („Autos auf einem Parkplatz“, „Blätter im Gegenlicht“ …)
Zwar waren die Ergebnisse nicht immer zufriedenstellend, aber sie waren insgesamt überraschend gut, denn sie hatten nichts mit den vorhandenen Schlagwörtern zu tun. Wo holt das Programm die Information her? Geschieht dies in Echtzeit?
In einem Erklärvideo von Excire heißt es lapidar, es sei eine weitere KI am Werk, die sich aber sonst nirgends manifestiere … ?

Diese unaufdringliche Art der KI-Unterstützung empfinde ich als angenehm. Die Findergebnisse sind zwar nicht so beherrschbar, wie mit manuell vergebenen Suchbegriffen, doch man bekommt mit dieser Suchart eine wirklich sehr freie und intuitive Möglichkeit des Durchforstens seines Bildbestandes (auch ohne vorherige eigene Verschlagwortung). Ich bin sehr gespannt, wie dieses Verfahren weiter entwickelt wird.

Fazit

Bei aller hier geäußerter Kritik werde ich Excire Foto wohl nicht noch einmal deinstallieren 😉
Mit zunehmenden Datenbestand macht mir die Arbeit mit dem Programm immer mehr Spaß. Abgesehen von der KI-Analyse läuft alles sehr flott – auch auf meinem ältesten Rechner.
Meine in Teil 1 aufgeführte Wunschliste wurde bis auf Kleinigkeiten erfüllt.

Aber trotzdem habe ich schon wieder eine Wunschliste für folgende Versionen:

  • Einbeziehung der eigenen Schlagwörter in die Freitextsuche
  • Extrahierung von Text-Informationen aus Bildern (Mylio kann das schon recht gut)
  • Darstellung von 360-Grad Aufnahmen in der Einzelansicht als interaktive Sphäre (Synology Photos macht es vor)
  • Bei der Bildsuche nach GPS-Daten wünsche ich mir eine Verkleinerung des minimalen Radius auf 20 bis 50 m (Das derzeitige Minimum von 1 km führt innerstädtisch zu wenig praktikablen Ergebnissen.)

Excire Foto wird mich wohl bis an mein Lebensende begleiten.
(Jedenfalls so lange, wie ich noch sinnvoll vor dem Computer-Bildschirm sitzen kann.)

Weitermachen!

Schon Teil 1 gelesen?