Aufbau (m)einer Bildverwaltung – Teil 1

Vorüberlegungen

Wenn man sich über Jahrzehnte aktiv mit der Fotografie beschäftigt, dann fallen riesige Bestände von Aufnahmen an (100.000 + X), über die man immer mehr den Überblick verliert. Ich denke zwar, ein gutes Bildgedächtnis zu haben – aber ich bin trotzdem immer wieder verblüfft, was sich in meinen älteren Jahrgängen so findet, wenn ich mal die Muße habe, alte Festplatten durchzusehen.
Ein allumfassender Überblick mit Verschlagwortung, der gut händelbar ist – das wär’s!

Doch da gibt es ein paar Wünsche, die ich erfüllt haben möchte:

  • Das System sollte mit 500.000 Datensätzen ohne Probleme auf normalen (nicht Raketen-)Rechnern umgehen können.
  • Eine Sicherung sollte auf externe Festplatten durch einfaches Kopieren zu bewerkstelligen sein.
  • Die Portierung auf einen weiteren (neuen) Computer sollte ebenfalls einfach sein. (inklusive mehrfach Rechner-Lizenz (wenn ein User)).
  • Die Daten der von mir eingearbeiteten Verschlagwortung sollen auch von außerhalb der Datenbank-Anwendung lesbar sein.
  • Schön wäre auch noch, wenn Win & Mac (& ChromOS) Unterstützung fänden.
  • Ein Abo-Bezahl-Modell oder Abhängigkeit von einer Cloud wäre ein ziemlich großes Ausschlusskriterium.

Diese Wunschliste widerspricht an vielen Stellen den (von mir unterstellten) heimlichen Ambitionen der Software-Anbieter. Doch ich muss meine in das System gesteckte Lebenszeit schützen. Ich möchte die immense Arbeit der Verschlagwortung und Sortierung keiner Software anvertrauen, die (scheinbar) nur gewinnorientierten Maximen folgt. Da helfen auch keine Versprechen, wie: Uns wird es ewig geben und wir bleiben preiswert … Pustekuchen!

Mein prinzipielles Bilddaten-Händling

Eigentlich habe ich rückblickend kein prinzipielles Bilddaten-Händling verwirklicht, vielmehr hat sich das derzeitige Verfahren im Laufe der (viel zu vielen) Jahre erst herausgebildet. Da das aktuelle Vorgehen nun schon über zwei Jahre Bestand hat (neuer Rekord), traue ich mir überhaupt erst, diesen Artikel zu schreiben. Denn die Suche nach meinem Optimum lief über viele Irrwege.
Ich werde jetzt aber nicht die Irrwege aufführen, sondern gleich mit meinem aktuell ermittelten Optimum weitermachen – und aus meiner Sicht begründen.

Der große Taktgeber sind die Jahre. Alle meine digitalen Bilder habe ich pro Jahrgang in einem Verzeichnis zusammengefasst. (Die älteren Jahrgänge auf mehreren externen Festplatten.) Innerhalb der Jahrgänge allerdings (leider, wie angedeutet) nach verschiedenen Systemen. Das beste System ist aber das einfachste: Jahr – Monat – Ereignis/Ort
Eine tiefere Strukturierung erwies sich als schädlich beim Suchen und Finden!

Meine „digitalen Originale“ (es sind Kopien, ich weiß) behandle ich wie früher die Negative. Sie werden möglichst nicht angetastet. Dank Lightroom (LR) kann ich dieses Prinzip auf dem Computer umsetzten. Jegliche Bearbeitung in LR (inklusive der Bearbeitung mit Plugins) verändern nicht diese „Originale“. Dabei ist das ursprüngliche Dateiformat egal.


Anmerkung: Warum Lightroom? (nur Classic)

Ich benutze LR seit der Version 3, damals noch ohne Abo. Ich lernte das Tool als zuverlässige Software mit einfacher Bedienung kennen, ohne dass ich (anfangs) Funktionen vermisste. Positiv empfinde ich, dass Versionssprünge niemals zu Datenverlusten führten. Selbst wenn ich LR-Kataloge öffnete, die mehrere Versionsnummern älter waren, hatte ich nie Probleme mit einem Update.
Auch den Umgang mit Verzeichnis-Strukturen sehe ich als vorbildlich. Wenn die Daten auf einen anderen Datenträger kopiert wurden und dann der LR-Katalog geöffnet wird, reichen ein paar Klicks und das System funktioniert wieder wie gewohnt.
Deshalb schreckte mich bei dieser Software auch nicht das Abo-Bezahlmodell, bekam ich doch noch obendrein PhotoShop (PS) dazu. (Wobei mir PS wohl immer ein Rätsel bleiben wird. Aber gut, ich habe eben das Standardtool schlechthin auf der Platte und manchmal verwende ich PS ja auch. Für Bildmontagen nutze ich trotzdem lieber Affinity.)

Einmal kam ich aber doch ins Überlegen, ob ich von LR weggehe. Nämlich als ich mir eine FUJI-Kamera zulegte und bei einem Test mit Capture One (C1) bemerkte, dass die FUJI-RAWs sich irgendwie besser händeln ließen. Ich kam schneller zu besseren Ergebnissen!?
Doch kaum hatte ich mir die C1-Vollversion installiert, da wurde verkündet, dass dies die letzte Einmal-Bezahl-Version sein würde. Jede Folgeversion gäbe es nur noch im Abo – und dann auch noch teurer als LR …
So bin ich doch bei LR geblieben – und ADOBE hat zum Glück weiterhin sein LR optimiert. Jetzt funzt es auch mit den FUJI-RAWs besser. So ist jedenfalls mein Eindruck.
Trotzdem bin ich jederzeit bereit, LR loszulassen. Zum Beispiel, wenn man mich in die Wolke zwingen will, oder mit den Preisen unverschämt wird, oder … (Da gäbe es ja z.B. auch noch DxO.)


Für meine Bilder habe ich verschiedene Verwendungszwecke und somit auch verschiedene Exporteinstellungen in LR hinterlegt. Für die Archivierung in meiner zusammenfassenden Bildverwaltung exportiere ich die entwickelten Bilder in 90%iger Qualität in voller Auflösung als JPG. Diese JPGs beinhalten in der Regel auch die entsprechenden GPS-Informationen, die ich entweder händisch, oder per aufgenommener Handy-GPS-Spur in LR bei der Entwicklung integriere.
Das JPG-Format hat den großen Vorteil der höchsten Kompatibilität (die ich kenne) bei der weiteren Verwendung. Außerdem kann man in die JPG-Datei direkt Suchbegriffe über den Quasi-Standard „IPTC“ einspeichern – und auch wieder auslesen. Und noch ein Vorteil: Die Datenmengen sind geringer als bei der direkten Verwendung der („originalen“) RAW-Daten. Bei mir verringern sich die Datenmengen auf ein Drittel bis Viertel.

Daraus folgt, dass ich mit zwei Dateisystemen arbeite: Pro Jahrgang ein Ordner mit einem LR-Katalog und den RAWs, die Jahrgänge verteilt auf verschiedenen Datenträgern. Und zusammenfassend die voll aufgelösten, entwickelten Archiv-JPGs in einer Ordnerstruktur, die alle Jahrgänge & Monate enthält.


Anmerkung: Anfallende Datenmengen bei der Bearbeitung in LR

LR hat über die Jahre viele neue Funktionen bekommen, die über Zwischenschritte funktionieren, bei denen neue Dateien entstehen.
So ist klar, dass, wenn man ein Panorama zusammenbaut, eine neue Bilddatei entstehen muss, die das Panorama enthält. Dies ist eine DNG (digitales Negativ), die ich wie meine RAWs weiter bearbeiten kann. In diesem einfachen Fall bleiben bei mir die Ursprungs-RAWs und das Panorama-DNG auf der Platte.
Bei anderen Funktionen kann es aber sein, dass Dateien entstehen, die beträchtlichen Festplattenplatz beanspruchen (teilweise mehrere 100 MB), weil sie mit dem antiquierten TIF-Format hantieren. (Ich meine hier vor allem PlugIns wie die Nik-Collection, oder Luminar.)
Aber auch die LR-interne „Verbessern“-Funktion (Rauschreduzierung „RR“) hinterlässt für mich inakzeptable Datenmengen, die ich nach erfolgreichem Export meiner Archiv-JPG aus dem Katalog und vom Datenträger entferne. (Diese Daten kann ich ja jederzeit bei Bedarf aus meinen Originalen erzeugen. Die Original-RAWs bleiben bei mir unangetastet.)

RechteMausTasten-Dialog in LR: Hier ist „Vom Datenträger löschen“ richtig.
Immerhin hat die verbesserte Version 60,1 MB – das Original nur 25,9 MB.

… und weiter geht es im Teil 2: