Teide Observatorium

Für mich als videosammelnden Fan der populärwissenschaftlichen Sendungen von Harald Lesch – mit besonderem Augenmerk auf seine kosmologisch/philosophischen Beiträge – bedarf das Interesse für das hell blinkende Teide Observatorium keinerlei weitere Begründung: Da muss ich einfach genauer nachsehen!

Schön, dass man sich dort vor ein paar Jahren entschlossen hat, Besichtigungstouren für Jedermann anzubieten. Und siehe da, der Besucherstrom ist größer als erwartet, meinte unser Führer am Ende der Tour. Allerdings kann man solch eine Tour nur nach Voranmeldung absolvieren. Kurzentschlossen, auf gut Glück, wird es nichts. Also erledigten wir die Anmeldung für unsere deutschsprachige Tour online – und waren sehr gespannt.

Unser Erklär-Astronom sprach ein gepflegtes, leicht bayrisch angehauchtes Deutsch. Er war einige Jahre in München beruflich unterwegs – kennt aber Harald Lesch nicht.
Nach einer kurzen Warnung in Sachen UV-Strahlung und Hinweis auf die letzte Pinkelgelegenheit ging es auf die rund zweistündige Tour. Die folgenden Fakten – und mehr – wurden unterhaltsam vermittelt:

  • Das Teide Observatorium zählt neben den Observatorien auf Hawai und in der Atacamawüste in Chile zu den drei bedeutendsten der Welt.
  • Ein großer Schwerpunkt ist hier die Sonnenbeobachtung.
  • Außerdem wird eine Weltraumschrott-Datenbank geführt. Partikel ab 8cm Länge können direkt beobachtet werden.
  • Mehrere wissenschaftliche Entdeckungen wurden am Teide gemacht: Z.B. konnte man den ersten Braunen Zwerg von hier aus nachweisen.
  • Ein ebenfalls weltweit beachtetes Projekt widmet sich der Hintergrundstrahlung im Universum.

Interessant ist das Teide-Modell zur weltweiten Zusammenarbeit: Wer hier eine Sternwarte hinbauen will, weil der Standort so super geeignet ist, kann dies gern tun. Bezahlt wird mit 20% der Beobachtungszeit, die dem Verwalter an den jeweiligen Instrumenten zur Verfügung gestellt wird.
Uns fielen mehrere sehr kleine Sternwarten auf. Es handelt sich dabei um robotisierte Sternwarten, die online aus der ganzen Welt bedient werden. „Nur ab und zu muss unser dümmster Astronom mit der Ölflasche dort rein.“ ;-))

Übrigens: Wir hatten an dem Tag unserer Besichtigung schlechtes Wetter.
Die Wolken über dem Teide Plateau sind untypisch und aus Astronomen-Sicht völlig unnütz.

Annäherung aus Richtung Teide.
Warteschlange am Eingang.
Erster Erklärpunkt.
Grundlagenvermittlung in einer ausgedienten Sternwarte. Hier zum Thema Infrarot-Beobachtung.
Imposante Bauten. Der eckige Kasten ist das deutsche Sonnenobservatorium. Es geht noch 8 Stockwerke weiter nach unten.
Blickrichtung Gran Canaria. (Die zwei überkreuz gerichteten Teleskope sind für die Beobachtung der Hintergrundstrahlung da.)
Links die Kuppel zur Weltraumschrottbeobachtung. Rechts die Kuppel, die den Laser beherbergt, mit dessen Hilfe man atmosphärische Störungen bei der Beobachtung in Echtzeit kompensieren kann.
Jeder darf selbst einen Blick in die Sonne riskieren.
Ausgediente High-Tech. Von hier aus hat man erstmals Braune Zwerge nachweisen können.
Einige der kleinen, ferngesteuerten „Champignon-Sternwarten“.
Nochmal die Hintergrundstrahlungsmesser.
Sonnenbeobachtungspyramide vor Teide