Kleinbildfilm-Digitalisierung mit NIKON

Vorgeschichte

Jeder, der schon länger fotografiert, oder auf einen alten Foto-Bestand zurückgreift, hat höchstwahrscheinlich den Bedarf, DIAs und Negative zu digitalisieren. In der heutigen Zeit haben DIAs den Makel, dass man sie nur mittels eines Diaprojektors in einem abgedunkelten Raum „ordentlich“ ansehen kann – wer betreibt diesen Aufwand noch? Man hätte die Bilder viel lieber auf dem Computer-Bildschirm oder dem TV – also in digitaler Form.

Schon mehr als 20 Jahre versuche ich (sporadisch), das Thema in den Griff zu bekommen, um es dann endlich abhaken zu können. Am Ende sollte (in Sachen DIA) maximal noch ein Kasten mit den allerbesten DIAs meiner Sammlung übrigbleiben – rein aus sentimentalen Gründen. Alles andere fliegt in den Müll. (Meine Kinder würden das Zeug sowieso nicht aufheben.)

Fünf DIA-Kästen sind schon durch und fehlen hier. Den Rest schaffe ich auch noch.
(Von innen sehen die Kästen ordentlich aus. Die DIAs scheinen nicht gelitten zu haben.)

Die digitalen Bilder sollten dann, gut zugänglich gemacht (also verschlagwortet und wenn nötig mit Erklärungen versehen), in meiner Bilddatenbank zu finden sein. Damit kann dann eher die interessierte Nachwelt etwas anfangen, denke und hoffe ich.

Dieses Vorhaben ging ich mit vielen verschiedenen Techniken an.
Die naheliegendste und einfachste Methode ist das Abscannen der Papierbilder (bei mir ab 1999). Wenn da doch nicht schon so viele (von den alten Filmen) in Alben eingeklebt gewesen wären und es immer das Problem gab, die Filme vollständig zusammen zu bekommen! (Von diversen Verwandtschafts-Nachbestellungen waren die Filmstreifen ziemlich durcheinander geraten.) Zum Glück kam ich auf die Idee, ab da die Index-Prints, die die Dienstleister neuerdings mitlieferten, auch abzuscannen. Somit ist viel Vergessenes rekapitulierbar.

Index-Print einer meiner letzten Filme – danach nur noch digital. (August 2003 auf dem Brocken.)

Die Scanergebnisse von den Papierbildern habe ich noch heute und verwende sie auch in der Datenbank. (Nur mal so als Anmerkung für die, die meinen, immer herummosern zu müssen, dass elektronische Daten nicht lange halten würden. Man muss sich freilich auch drum kümmern.
Die alten Scans sind allerdings qualitativ schlechter, als die mit der hier vorgestellten Methode erzeugten Digitalisate. Ob ich alle Alt-Bilder durch neue & bessere ersetzen werde, ist noch nicht klar. Aufwand und Nutzen sind da schon zu hinterfragen …)
Dias blieben bei dieser Scan-Technik leider außen vor.

Mit einem HP ScanJet G4050 (Durchlicht-Scanner) machte ich 2007 die ersten direkten Film-Scan-Versuche. Und tatsächlich funktionierte es ganz gut – außer, dass der Zeitaufwand inakzeptabel war. Der Versuch, den Scanner ständig nebenbei rödeln zu lassen, erwies sich als schwierig umsetzbar … und plötzlich ging das Ding auch noch kaputt.

Dann gab es kleine „Digitalisierungsboxen“ für nicht mal 100 € zu kaufen, in die man seine DIAs oder Negative einschieben, auf einem Bildschirm die Helligkeit einstellen und auf eine SD-Karte als JPG abspeichern konnte. Wunderbar einfach und schnell! Doch leider in der Qualität nur mäßig. Die Digitalisate sahen seltsam pixelig aus – und das lag nicht an der Körnung des Films. Noch viel schlimmer: Die Bilder wurden alle verzerrt abgespeichert. (Wir hatten alle leichte „Eierköppe“, was mir erst nach einer Weile auffiel. Für mich ein NO-GO.)

Später probierte ich es bei externen Dienstleistern. Mit der jetzigen Erfahrung kann ich dazu sagen, dass die gelieferten Ergebnisse zu 90% in Ordnung sind, wenn man mit einer Auflösung von 1800 x 1200 zufrieden ist und dunklere Motive mit weniger Bildinformationen als möglich akzeptiert. Denn das gelieferte Bildformat ist nun mal JPG – und da geht nicht mehr so viel in der Bildbearbeitung, wie man es von RAW-Formaten gewohnt ist.
Bei Farbnegativen entsprach die digitale Bildwirkung durchweg den Papierbildern, inklusive manchmal auftretender Farbstiche. In Sachen Schärfe war ich anfangs ziemlich unzufrieden, bis ich im Laufe der Zeit lernte, dass das wohl vom Kleinbildfilm nicht viel besser zu haben ist.
(Diese Erfahrungswerte mit Dienstleistern stammen aus dem Jahr 2009. Damals habe ich mir vor allem Farbnegativ-Filme, die mir wichtig waren, digitalisieren lassen – und hatte danach erstmal Ruhe mit dem Thema.)

Als „NIKONianer“ stieß ich allerdings im Jahr 2013 auf den „Filmdigitalisierungsadapter ES-2“:

https://www.nikonimgsupport.com/eu/BV_article?articleNo=000050780&configured=1&lang=de

Und da ich mir sowieso ein Makro-Objektiv zulegen wollte, kam mir das Ding gerade recht. Nun könnte ich endlich auf einfache Weise meinen ganzen analogen Altbestand digitalisieren! (?)

Einfach – aber trotzdem mit Aufwand verbunden

Dass ich erst jetzt, im Jahr 2025, diesen Artikel schreibe, hat ganz einfach den Grund, dass das ganze Digitalisierungs-Gemache noch immer mit erheblichen Zeitaufwand verbunden ist. Ich hatte 2013 kurz die Funktionen mit dem Filmstreifen-Adapter durchgespielt, für gut befunden – und wieder alles in den Keller eingelagert. Es gab Wichtigeres!

In der Zwischenzeit wurde ich zum „FUJIaner“ – konvertierte aber vor einem halben Jahr wieder zu NIKON (NIKON Z 50II). Dabei freute ich mich auch darüber, alte Investitionen reaktivieren zu können. Mit dem FTZ-Adapter kann ich mein NIKON AF-S DX Micro-NIKKOR 40mm 1:2,8G mit dem Filmdigitalisierungsadapter in neuer Qualität benutzen. Wunderbar!

Mein aktuelles Setup

Schon in meinem Setup von 2013 benutzte ich eine Videoleuchte als Lichtquelle. Doch die Anordnung der LEDs in der Leuchtfläche erwies sich als unvorteilhaft. Erst nach zusätzlichem Einschub eines weißen Blattes Papier zu den ohnehin schon vorhandenen zwei Diffusoren wurden die Ergebnisse gut.

Diese Anordnung der LEDs erzeugt störende Leuchtpunkte.

Viel besser sind die erzielbaren Ergebnisse mit „Rollei Lumis Key Light“. In dieser Leuchte sind die LEDs im umlaufenden Rahmen so verbaut, dass sie eine homogene und starke Leuchtfläche erzeugen, bei einem CRI-Wert von 95+ (https://de.wikipedia.org/wiki/Farbwiedergabeindex).
Mir gefällt das Licht dieser Leuchte mitsamt dem Stativ so gut, dass sie meine alte LED-Schreibtischlampe ablöste. (Auch wenn das Geraffel mit dem USB-Kabel nicht ganz so toll ist.)

Der Rest der Hardware wurde schon benannt: NIKON Z 50II, FTZ-Adapter, Micro-NIKKOR 40mm mit Filmdigitalisierungsadapter ES-2

Unnötige Probleme

Mein Fokus lag anfangs auf den noch immer nicht digitalisierten DIAs. Das NIKON-Set hat ja auch einen DIA-Rahmen-Adapter – also los!
Doch, oh Schreck, meine DIAs wollten einfach nicht in den Rahmen passen. Das war nicht viel, was da fehlte – sie schnäbelten an, waren aber ca. 0,2 mm zu dick. Mist!!! Haben die Japaner andere DIA-Rahmen? Auch ich habe viele verschiedene Sorten, doch nicht eine Sorte passte leicht hinein.
Also rahmte ich die DIAs aus und benutzte den Filmstreifen-Adapter.

Das erwies sich als ziemlich lästige Fummelei und so kam ich auf die Idee, den ganzen DIA-Halter von oben her aufzusägen – was nicht richtig gelang. Ich konnte aber den Mittelsteg mit einem Schraubenzieher aufhebeln und erreichte somit mein Ziel, die DIA-Rahmen in den Adapter einschieben zu können.
Es ist zwar immer noch eine mit besonderem Nachdruck verbundene Aktion – aber es funktioniert. Auch mit der Positionierungshilfe durch die Klemmfedern am Diffusor.

DIA-Adapter mit aufgebrochenem Mittelsteg.

Mein bevorzugtes Handling

Die Kamera wird mit Blendenvorwahl (A) und ISO-Automatik betrieben. Da meine unverglasten Dias durchaus noch Wölbungen haben können, gehe ich nicht unter einen Blendenwert von 8. Die Flimmerreduzierung ist aktiv. Die Belichtungsmessung steht auf Matrixmessung.

Die Live-Vorschau auf dem Kameradisplay hilft bei der genauen Ausrichtung und Beurteilung des zu erwartenden Ergebnisses. Über die Belichtungskorrektur (+/-) kann man die automatische Belichtung für jedes Bild speziell anpassen. Dies wird vor allem bei zu dunklen Motiven nötig, weil dann oft die Automatik unverhältnismäßig „hochzieht“. Und keine Angst dabei: NIKON bietet genug Reserven in dunklen Bereichen. (Jedenfalls mehr als in den Lichtern.)

Unbearbeiteter RAW-Export (Magdeburger Dom 1981)
Zieht man die dunklen Bereiche in LRC etwas höher (hier noch nicht bis zum Anschlag), werden Einzelheiten sichtbar, die, genau wie heute in einer RAW-Datei, auch schon im Film drinsteckten.
Es macht also Sinn, in RAW zu digitalisieren.

Das bis hier beschriebene Handling hat den Vorteil, dass man es auch ohne Computer realisieren kann. Nachdem ich aber die in Lightroom Classic (LRC) angebotene Tethering-Funktion ausprobiert habe, favorisiere ich diese Variante. Die Vorschau auf meinem 32 Zoll Bildschirm ist viel schöner (genauer), als auf dem relativ kleinen Kameradisplay. Außerdem kann ich sehr komfortabel im eingeblendeten Menü den Weißabgleich von vorn herein optimieren (nur bei DIA sinnvoll), so, wie auch weitere Grundeinstellungen, inklusive des sofort auf den Computer-Abspeicherns. Ich bin ein Tetherer geworden!

Bei DIAs komme ich mit der oben beschriebenen Adapter-Fummelei auf 30 Stück in 15 min. Die nachgelagerte Endbearbeitung verbraucht mindestens nochmal so viel Zeit. Es gibt aber auch Spezialfälle, die viel mehr Zeit beanspruchen. Da muss man dann für sich selbst entscheiden, ob es sich lohnt. (Nicht jedes analoge Bild ist aufhebenswert!)

Bei der Filmstreifen-Digitalisierung, egal ob in Farbe oder Schwarz/Weiß, flutscht es mit dem Faktor 2 bis 4 deutlich schneller. (Ohne finaler Nachbearbeitung.)

Letzte Zweifel

Bei der Recherche zu diesem Beitrag habe ich mehrere Artikel gefunden und gelesen, die euphorisch über diverse Filmdigitalisierungs-Apparate berichten. Und auch ich bin ja noch immer von den Ergebnissen meines Durchlicht-Scanners von 2007 angetan. Sollte vielleicht der heutige Stand dieser Technik viel besser als meine Abknipserei sein? Ich musste es einfach ausprobieren!:

So bestellte ich mir einen Plustek OpticFilm 8300i SE – und ich behaupte hier keineswegs, dass dies ein schlechtes Gerät ist. Mir gefiel z.B. der Umgang mit dem Filmkorn. Und die Beseitigung von Fusseln und Kratzern dank Infrarot-Scan finde ich auch toll. (Das DIA-Adapter-Problem gab es auch nicht.)
Doch insgesamt war mir nach 4 Stunden klar, dass ich diese Umstandskiste eigentlich nicht haben will. Danke, dass ich das Teil ohne weitere Kosten wieder loswerden konnte!

Natürlich hat trotzdem dieser Filmscanner seine Berechtigung. Nämlich wenn man das Equipment, das ich schon habe, nicht hat. (Das kostet immerhin schon mal weit über 1.000 €. Für den Scanner ruft AMAZON derzeit mehr als 400 € auf.)

Für mich ist aber der Haupt-Vorteil, dass das Ganze sich in meinen gewohnten Workflow einordnet. Das, was NIKON mit seinen RAWs liefert, kann ich dank jahrelanger Erfahrung gut einschätzen und handhaben.

Zum Schluss

Ja, und nun?!
Richtig, hier wurde bis jetzt nicht gezeigt, wie man aus Farb- & Schwarz-Weiß-Negativen in LRC schöne JPGs herstellt. Das wurde aber auch nicht in der Überschrift versprochen 😉

Doch wenn dieser Beitrag entsprechende Zugriffszahlen bringt, dann werde ich mich gern aufraffen … schaumermal