Zwei Opernhaus-Besichtigungen (Teil 2)

Manche nennen den Bau „die Scheune“, andere „die Bretterbude“. Trotzdem: ohne Zweifel bietet das Haus eine ausgezeichnete Akustik und ist, so wie es Richard Wagner wollte, optimiert für die Präsentation seiner Musikdramen.

Das Festspielhaus-Innere ist nur geführt erkundbar. Aber nicht während der Festspielzeit, die in der letzten Juliwoche offiziell startet und fünf Wochen dauert. Davor gibt es immer fünf Wochen intensiven Probebetrieb. Das Festspielhaus wird also lediglich 10 Wochen im Jahr und ausschließlich für die Richard Wagner Festspiele genutzt. Es gibt einen kleinen Stab fest Angestellter, die sich übers Jahr um den Erhalt des Hauses, die Vorbereitung der nächsten Festspiele und die Besucherbetreuung kümmern.

Wir erlebten eine angenehme, informative Führung, die jegliche (vielleicht) befürchtete Wagner-Schwere vermissen ließ. Fazit: Dies ist ein Haus der Kunst und des Könnens. Die verwirklichte Vision des Meisters selbst, um seine Werke bestmöglich aufführen zu können.

Das Bayreuther Festspielhaus

Fernsicht vom Turm der Schlosskirche Bayreuth zum Grünen Hügel.
Das Festspielhaus zeigt seine markante Vorderseite.
Im Sommer, zur Festspielzeit, sieht das alles hier viel freundlicher aus.
Scheune?
Erster Eindruck: So riesig ist das alles gar nicht …
Aber es funktioniert ohne jegliche Verstärker-Technik. Und jeder Zuschauer soll alles mitbekommen können. Deshalb gibt es auch keine Seitenränge. Jeder Platz ist der Bühne zugewandt.
Alles, was aussieht wie aus Stein, ist tatsächlich aus Holz.
Das ist das Geheimnis des guten Klanges in diesem Haus.
Der Orchestergraben ist ein notwendiges Übel für Richard Wagner, den er so schmal wie möglich gestaltet. Herausgekommen ist ein, ich nenne es mal so: „Orchesterkeller“. Absolut überraschend, dass die daraus emporsteigenden Klänge nicht wie aus dem Keller kommend klingen!
Im „Orchesterkeller“. Links der Stuhl des Dirigenten.

Übrigens, zur Festspielzeit – also im Hochsommer – sitzt hier unten niemand im Frack. Man ist nicht zu sehen und damit unter sich – kann sich also leger kleiden. Der Dirigent zieht sich vor dem Schlussapplaus auf der Bühne extra neu an.

Da kommen schon ein paar Leute zusammen.
Auf der Bühne hinter dem Eisernen Vorhang (rechts).
Die Scheinwerfer wurden gegen drohende Winterpausen-Verstaubung eingetütet.
Auf der ersten Hinterbühne stehen noch Bühnenbauten vom „Lohengrin“ (2018).
Gestaltet vom Künstlerpaar Neo Rauch und Rosa Loy. (Immer diese Leipziger!)
Im Rücken der Eiserne Vorhang, vor uns der Zuschauerraum.
Kaum zu glauben: Es sollen 1.937 Sitzplätze sein.
Nach der Führung erkunden wir noch ein wenig das Umfeld.
Unterhalb des Festpielhauses stehen mehrere Erklärtafeln zum Thema „Die Bayreuther Festspiele und die „Juden“ 1876 bis 1945″
Auch wenn er skeptisch guckt, das muss er sich gefallen lassen: Seine Büste ist umzingelt von den Zeugnissen der schlimmen Wirkung seines Schaffens durch andere. (Und er selbst war ja auch nicht ohne.)

Wie beneide ich da die Norweger, die ihren Nationalstolz ohne wenn und aber mit der Musik des Edvard Grieg verbinden können. (Der übrigens auch in Leipzig sein Handwerk lernte und sogar bei der Einweihung des Festspielhauses anwesend war.)

Wer noch mehr Wagner wagen will, dem steht die Wagner-Villa „Wahnfried“ samt angeschlossenem Museum am Hofgarten Bayreuth offen.