Auf den Ještěd

Mit der Straßenbahnlinie 3 kann man bequem in ca. 20 min vom Liberecer Zentrum bis an den Fuß des Ještěd fahren (Endhaltestelle, die Einzelfahrt kostet 20 Kronen, die Fahrkarten bekommt man in Tabak-Presse-Shops).
Unser Plan war dann, weiterhin bequem mit der ältesten Seilbahn des Landes zum Gipfel hoch zu schaukeln. Leider mussten wir erfahren, dass die Schaukelei zu gefährlich werden würde: Windböen verhinderten an diesem Silvestermorgen jeglichen Seilbahnbetrieb.

Von dem Wind spürte man unten nichts. „Die haben doch bloß keine Lust!“ – war mein erster Gedanke …
Also machten wir uns auf den empfohlenen, blau markierten Wanderweg. Die ganze Sache wurde somit deutlich anstrengender als geplant. Immerhin sind nach meinem GPS-Tracker 550 Höhenmeter zu überwinden gewesen. Am Ende waren es aber 9,7 km die uns richtig gut gefallen haben.
… und der Wind auf dem Gipfel war tatsächlich heftig und sehr kalt!

Wieder daheim machte ich mich auf intensivere Web-Recherche zum Thema Ještěd-Turm. Sehr interessant:

  • Der ausgeschriebene Architektur-Wettbewerb wollte zwei Gebäude: Ein touristisches und ein sendetechnisches. Gewonnen hat der einzige Bewerber mit einem zusammenfassenden Entwurf – weil dieser offensichtlich sehr überzeugen konnte.
  • Auch durch den Prager Frühling verlängerte sich die Bauzeit. Es gab zunehmend politischen Unmut wegen „kapitalistischer Bauweise“ (??) und ähnlichem Unsinn. Während der heißen Phase der Besetzung durch Truppen des Warschauer Pakts funkte vom noch im Bau befindlichen Turm ein Widerstandsender, der erst nach ein paar Tagen aufflog.
  • Sachlich begründet, aber wohl auch politisch gewollt, bekam der Architekt des Ganzen – Karel Hubáček – im Jahre 1969 den renommierten Auguste-Perret-Preis, zu dessen Übergabe man den Preisträger nicht außer Landes ließ.
  • Auch zur Einweihung des Bauwerkes wurde der Meister nicht eingeladen …
  • Um so bemerkenswerter das weitere Schaffen des Karel Hubáček und schließlich dessen Würdigung nach der Wende.
  • Insgesamt waren zur Umsetzung des Entwurfes mehrere technische Innovationen nötig. Selbst nach Fertigstellung mussten noch Vibrations-Probleme bei starkem Wind gelöst werden.
  • Das Bauwerk gehört heute fest ins Stadtbild von Liberec. Die nächtliche Illumination wurde durch eine von den Bürgern initiierte Sammlung finanziert.
  • Der Turm ist „Nationales Kulturdenkmal“ und „Bestes tschechisches Bauwerk des 20. Jahrhunderts“. Man bemüht(e ?) sich auch um Aufnahme in die UNESCO-Weltkulturerbeliste.

Das gibt aber schlechte Haltungsnoten!
Die Grundidee ist hier gut erkennbar: Architektonische Finalisierung des Gipfels.
Wir sind auf der blauen Strecke.
Die Schneekanonen sirren.
Wir sind schon lang nicht mehr allein auf dem Weg.
etwas näher
etwas steiler
interessante Wolken
Schneekanonengestöber
Sieht man die Kälte? Blickrichtung Isergebirge
Viele Hunde, viele Kinder, viel pragmatische Ungezwungenheit
Sicht vom nächstgelegenen Parkplatz. Von hier ab kommen nur noch Hotelgäste ampelgeregelt mit dem Auto weiter.
Obwohl es kalt genug ist, leider ohne Schnee.
Empfehlenswert, weil nicht ganz so überlaufen: Chata Pláně. Auch hier: sehr pragmatisch, sehr angenehm.
Von der Haltestelle ein Blick zurück.