Wilder Kaiser: Hintersteiner See & Jagersteig

Das neue Bloggerjahr beginne ich, wie schon oft, mit einem Rückblick ins vergangene Jahr. Mit einem Beitrag, den ich bis jetzt nicht auf die Reihe bekommen habe, der es aber verdient hat, veröffentlicht zu werden.
Bei unserem Sommerurlaub am Wilden Kaiser in Ellmau machten wir diese zwei interessanten Touren: Umrundung des Hintersteiner Sees und auf dem Jagersteig zur Steiner Hochalm.

Anmerkungen zum Busverkehr

Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Touren mit eingebauten Busfahrten. Die Abhängigkeit von Fahrplänen, die dann eventuell nicht eingehalten werden, ist mir suspekt. Da vertraue ich lieber meinem Auto … Doch wenn der Busverkehr so gut organisiert abläuft, wie im Ellmauer Tal am Wilden Kaiser, lasse ich mich gern überreden!

Als Kurtaxenzahler kann man den „KaiserJet“ beliebig nutzen. Der gut getaktete Busverkehr von Ort zu Ort im Tal punktet auch mit zwei Anschlussstellen zu sogenannten Wanderbussen. Diese kleineren Busse fahren dann in die Berge am Wilden Kaiser und entlasten spürbar den Verkehr auf den engen Bergstraßen zu den höchsten, letzten Parkplätzen.

Eine solche Umstiegsmöglichkeit gibt es in Scheffau. Auf der oben zu sehenden Karte ist diese in etwa bei den zwei „ff“ der Scheffau-Beschriftung. Wir waren zweimal vor Ort und immer hat der Bustransfer wie versprochen funktioniert. (Ebenso der zweite Wanderbus ab Ellmau zur Wochenbrunner Alm.)

Hintersteiner See

Die Umrundung des Hintersteiner Sees ist halbtags-tauglich. Ich kann ihn mir ganz gut als Ziel für einen Samstag-Nachmittag mit Familie vorstellen. Diverse Einkehrmöglichkeiten am Nordufer tragen dazu wesentlich bei. Der Wanderbus fährt mindestens bis zum Parkplatz am Freibad. Manche fahren auch bis ganz hinter zur Jausenstation Maier – wer das braucht, sollte sich entsprechend vorher informieren.

Wir umrundeten den See bei bestem Wanderwetter und sahen ständig die Folgen eines schweren Unwetters, das ein paar Tage zuvor hier herunterging. Man war zwar schon wieder im touristischen Normalbetrieb, doch diverse nur notdürftig abgedeckte Dächer und die ungewöhnliche Tätigkeit des Zusammenharkens abgeschlagener Äste von den Wiesen ließen uns erschaudern: Gut, dass wir das nicht erleben mussten!
So sprachen wir auch mit einem Urlaubsgast aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt, der gerade sein Auto mit neuer Front- und Heckscheibe von Versicherungs-Mitarbeitern übergeben bekam. Er meinte, Todesangst bekommen zu haben, als die riesigen Hagelkörner anfingen, die Frontscheibe anzuknacken. Kleine Glassplitter platzten den Insassen von der Innenseite der Frontscheibe ins Gesicht und es war keineswegs klar, ob die Scheibe halten würde – sie hat gehalten und alles ging nochmal gut aus … (Auch wenn das Auto nun eigentlich einen Totalschaden hat.)

Die Südseite der Seeumrundung ist die wilde Seite. Hier geht es hoch und runter, hier muss man gut zu Fuß sein, hier bekommt man aber auch schöne See-Sichten mit dem Wilden Kaiser im Hintergrund.

Auf dem Jagersteig

Auf Wanderkarten ist der Jagersteig deutlich eingetragen – in der Ausschilderung vor Ort habe ich ihn erst gesehen, als wir schon auf den Jagersteig liefen(?). Auf meiner Wanderkarte machte der Jagersteig keinen besonders anspruchsvollen Eindruck, er verläuft fast horizontal am Wilden Kaiser entlang. Doch die Wirklichkeit lehrte mich etwas anderes:

Da war erstmal schon der Aufstieg vom Level des Hintersteiner Sees (882 m) bis zum Einstieg in den Jagersteig. Die rund 350 Höhenmeter sind zum Großteil auf einem wildromantisch schönem Weg absolvierbar, aber nur mit gebührender Aufmerksamkeit sicher zu begehen.
Auf der Walleralm (1170 m) machten wir eine kleine Rast und dann einen Abstecher zum Kreuzbichl (1199 m, nach Beschriftung vor Ort). Dann ging es auf den Jagersteig in Richtung Steiner Hochalm (1260 m). Das klingt alles nach „einfach geradeaus“, forderte uns aber viel mehr als gedacht. Lag es am ungewöhnlich warmen Wetter in dieser Höhe? Auf jeden Fall brauchten wir länger als geplant und der Abschluss mit Abstieg nach Scheffau durch die Rehbachklamm wurde verworfen. Nach der Steiner Hochalm wollten wir nur noch möglichst schnell zum Wanderbus.

Dass wir besonders langsam unterwegs waren, kann ich allerdings auch nicht sagen. Wir wurden jedenfalls nicht überholt. Aus der Gegenrichtung kamen uns nur vereinzelt Wanderer entgegen. Bis auf eine geführte Gruppe von ca. 15 Personen, denen wir am ersten zu überquerenden Geröllfeld aus unserer Richtung begegneten. Die machten einen ziemlich geschafften Eindruck. Der Führer legte gerade eine kleine Verschnaufpause im Stehen ein und riet zum Trinken. Ohje, was steht uns denn da noch alles bevor? – Doch schlimmer wurde es nicht mehr. Der Jagersteig ist eben insgesamt durch seine Knurzligkeit fordernd. Belohnt wird man durch fantastische Aussichten. Und wenn es keine Aussicht gibt, darf man den Waldschatten an der Sonnenseite des Wilden Kaisers genießen. Ich denke, dieser Schatten hat mir den Tag gerettet.

Steiner Hochalm

Als wir in unserer Ferienwohnung in Ellmau eincheckten und die Vermieterin nach Tipps befragten, kam unter anderem „Geht auf die Steiner Hochalm – der Steiner-Peter singt wieder an seiner Harfe!“ Aha (?), nun gut, das kann man sich ja mal anhören und ansehen, von wegen Harfe auf der Hochalm …

Der Steiner-Peter heißt in richtig Peter Horngacher und bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau schon seit Jahrzehnten die Steiner Hochalm. Seine große Leidenschaft ist die Musik – und wenn alles passt, setzt er sich an seine große Harfe auf die Bank bei seinen Gästen und legt los. Als wir die Steiner Hochalm besuchten, war der Meister in seinem 86. Lebensjahr und es war echt etwas Besonderes, seinen Liedern im herrlichsten Dialekt zuzuhören.
Ich habe mir sogar einen Titel gemerkt, den er brachte: „Mei Freund das is a Luada!“
(siehe auch Verlinkungen ganz unten)

Mehr zur Steiner Hochalm:
https://www.wilderkaiser.info/blog/de/kaisers-schaetze/das-stimmige-paar-der-steiner-hochalm.html

„Mei Freund das is a Luada!“, Tiroler Volksliedarchiv Inv.-Nr. 32294, Tiroler Landesmuseen (https://sammlung.tiroler-landesmuseen.at/tvlw/32294)

Hier der vollständige Liedtext:
http://www.volksmusik-altesneues.de/vma/node/1677