Alt geworden und nichts dazugelernt. Anders kann ich diesen Beitrag nicht einleiten.
Denn vor 5 Jahren gingen wir diese Tour und ich meinte damals abschließend: Das brauche ich nicht noch einmal!
Und nun also doch noch einmal? Ja, denn der Grund ist der Gleiche, wie vor 5 Jahren. Wir werden wieder einen Alpenurlaub machen und wollen testen, was bei Mensch und Material noch geht. (https://schaufoto.de/alpentest-am-brocken/)
Fazit: Den Brocken schaffe ich noch – aber noch einmal brauche ich das so nicht!
Der Aufstieg (die harte Tour)
Als wir 2019 diese Tour gingen, wurden wir eigentlich auch schon in verschiedensten Publikationen vorgewarnt: Es wird anstrengend! Aber, was soll’s?!
In der schön gemachten, kostenlos ausliegenden Broschüre „Der Brocken im Nationalpark Harz“, steht seit 2020 (jetzt in der 8. Auflage) ganz deutlich:
Nur für trainierte Wanderer: ca. 10 km / ca. 860 Höhenmeter
https://www.nationalpark-harz.de/de/downloads/Der-Brocken-im-Nationalpark-Harz
Von Ilsenburg auf dem Heinrich Heine-Weg zum Brocken.
Wie schon vor 5 Jahren starten wir 7:15 Uhr ab Parkplatz Ilsenburg. Und wie schon damals, haben wir nicht den Ehrgeiz, möglichst schnell auf den Brocken zu kommen. Zwei Stunden später, an der Stempelsbuche, machen wir unser Frühstück und werden von den ersten Nachfolgern überholt.
Bis dahin hatte ich nicht den Eindruck, dass es um den Harzwald schlechter stünde als vor 5 Jahren. Gefühlt war jetzt alles etwas nasser und frischer. Allerdings zeigt später der Vergleich mit den alten Aufnahmen, dass ich mich da täuschen ließ. Das Baumsterben ist weiter gegangen und hat schlimme Ausmaße angenommen!
Auf dem Kolonnenweg nach oben sind wir dann fast allein. Nur eine Rangerin kommt uns mit ihrem Hund entgegen und grüßt freundlich. Ein paar Höhenmeter weiter steckt ein schwarzer Renault Megan am Wegesrand fest. Mit zerschlagenen Scheiben, verwüstetem Innenraum und demontiertem Kennzeichen. Ich komme nicht auf die Idee, von diesem Blödsinn ein Bild zu machen. Oben auf dem Brocken denke ich dann, dass ich beim Abstieg das noch nachholen sollte. Doch dazu kommt es nicht – das Autowrack wurde in der Zwischenzeit offensichtlich geborgen. Schade, dass ich das verpasst habe. Ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie man das bei dieser Steilheit und Enge hinbekommen hat. Ich hoffe mal, dass die Verursacher bekannt sind und den Kram bezahlen müssen.
Gegen halb 12 sind wir auf dem Gipfel – endlich. Das obligatorische Gipfelbild wird schnell abgearbeitet und dann freue ich mich auf die verdiente Erbsensuppe mit Bowu und alkoholfreiem Weißbier. Es ist schon fast eine Tradition 😉
Der Abstieg (die harte Tour)
Nach einer kleinen Gipfelrunde machen wir uns wieder auf diesen elenden Kolonnenweg, der romantisierend auch Hirtenstieg genannt wird. Und ich denke: Gipfelstürmer, die ihr mit der Brockenbahn hier hoch gekommen seid und auf diesen Weg nach Ilsenburg schaut, wisset, dass dieser Weg eigentlich Helden-Rampe, Schweiß-Steig, Tränen-Trail, Scheidungstreppe oder Nicht-noch-einmal-Weg heißen müsste und zollt jedem Hoch-Wanderer Respekt!!
Selbst der Abstieg wird anstrengend … und als ein uns überholendes Pärchen etwas zu laut darüber nachdenkt, dass es wohl auch welche gibt, die mit dem Zug hochfahren und dann hier runterlaufen, bin ich kurz davor, „Wir nicht!“ hinterher zu rufen, um meinen Heldenstatus einzufordern.
Nach einem kurzen Studium der Infotafel am Rastpunkt Eiserner Tisch beschließen wir, den Rückweg etwas anders zu gestalten. Wir folgen dem Kolonnenweg bis zum Rasthaus „Am Scharfenstein“ und wollen dann die Fahrstraße bis nach Ilsenburg nehmen.
Auf dem unteren Abschnitt des Kolonnenweges kommt uns eine offensichtliche Himmelfahrtstruppe entgegen, die den heutigen Brückentag zusätzlich nutzen will. Die letzten zwei bleiben stehen und fragen uns, ob das so weiter geht, bis hoch zum Brocken. Breit grinsend bestätigen wir die Vermutung und geben noch hinzu: Stellenweise wird es noch steiler! Antwort: „Nur gut, dass das jetzt die Anderen nicht gehört haben!“ Tja, die Meisten werden zu Helden, ohne es vorher zu ahnen 😉
Die Rasthütte „Am Scharfenstein“ kommt uns sehr gelegen. Der weitere Weg auf der Fahrstraße (Kegelbahn) geht ständig bergab. Anfangs durch kahle Stangenwälder, dann aber auch wieder durchs grüne Ilsetal. Ich will nicht die Anstrengungen dieser letzten Kilometer auch noch beschreiben. Nur so viel: Sich wieder ins Auto setzen zu können und heim zu fahren, war nach Schuh- und Strumpfwechsel eine echte Wohltat.