Unser Jahresurlaub soll diesmal quer über die Alpen gehen – im wörtlichen Sinn. Denn, wenn nicht jetzt, dann wohl nie … (man macht sich so seine Gedanken mit 60 +)
Allerdings haben wir auch gehörig Respekt vor dem ganzen Unternehmen. Und dieser Gang auf den Brocken war unsere Nagelprobe: Wenn wir den Brocken von Ilsenburg bis zum Gipfel nicht schaffen, können wir uns die Alpenquerung sparen.
Es sind fast 900 Höhenmeter, die da auf über 12 km bis zur Brockenspitze zu bewältigen sind. Wir gingen den Heinrich Heine Weg. Der beginnt wunderschön im Ilsetal und steigert sich dann – sportlich gesehen – auf dem letzten Viertel ganz schön heftig.
Wie meist, waren wir schon zeitig vor Ort (7:15 Start vom Parkplatz) und liefen somit ganz allein zu den Ilsefällen. Wer dort einen richtigen Wasserfall erwartet, der über eine Kante in die Tiefe stürzt, wird etwas enttäuscht. Es sind eher Kaskaden, die bestimmt bei höherem Wasserstand auch beeindrucken können. Wir sahen eher eine zahme, aber dennoch wildromantische Ilse. Schön, dass man im unteren Bereich öfters über einige Brücken die Seite wechseln kann. Bis zur Roten Brücke kann man beidseitig der Ilse gehen. So gingen wir auf dem Rückweg auf der von uns noch nicht begangenen Seite und fanden wieder neue Eindrücke.
Der Heine Weg hat aus meiner Sicht zwei Vorteile: Es geht nur bergauf, man verschwendet also keine erkämpften Höhenmeter. Und jedes Mal, wenn man die Brockenspitze sehen kann, merkt man, dass man näher gekommen ist.
Allerdings ist der Heine Weg für mich auch so etwas wie ein Fake: Denn der Namenspate beging die Strecke lediglich vom Gipfel herunter nach Ilsenburg. Immer wenn Zitateschilder am Wegesrand stehen und vom Aufsteigen die Rede ist, meinte Heine wohl eigentlich eine andere Stelle. Aber ich will mich hier nicht als Korinthenkacker profilieren …
Richtig hart wird die Strecke, wenn man den Kolonnenweg erreicht. Auf den durchlöcherten Betonplatten läuft es sich nicht besonders gut und der Anstieg wird spätestens hier sehr fordernd. Gleichwohl sahen wir hier welche hochrennen – unglaublich!
Den Gipfel erreichten wir noch vor dem großen Mittagsansturm. Eine Erbsensuppe mit Bowu und alkoholfreiem Weißbier taten gut. Und dann ging es auch schon wieder hinunter. Hunderte kamen uns auf dem Kolonnenweg entgegen. Einige sahen dabei nicht so aus, als dass ihnen dieser Pfingstsonntag in guter Erinnerung bleiben könnte, manche hatten sich offensichtlich übernommen.
Uns hat die Tour auch ganz schön beansprucht – und wir sind froh, es geschafft zu haben. Nochmal brauche ich das Ganze nicht. Allerdings ist das Ilsetal bis zur Roten Brücke vielleicht doch noch einmal ein lohnendes Ziel.
… und nochmal: https://schaufoto.de/nach-5-jahren-wieder-auf-den-brocken/