Die Stadt Gotha hat ein kleines Imageproblem: Hinter Erfurt und Weimar (und wohl auch hinter Eisenach und Jena) rangiert Gotha im allgemeinen (und touristischen) Bekanntheitsgrad auf einem der undankbaren folgenden Plätze. So meinte es jedenfalls unsere Stadtbilderklärerin zu Beginn der Tour – verbunden mit der Hoffnung, dass sich dieser Eindruck bei uns ändert, dass Gotha zumindest auf Augenhöhe mit den anderen Thüringischen Konkurrenten rangiert.

Die Qualität der Stadtführung erfolgte schon mal auf Weltstadt-Niveau, kann ich hervorheben. Sprachlich perfekt und inhaltlich sicher wurden auch die vermeintlich Wissenden in den Bann gezogen. So erfuhren wir u.a.

  • von dem ehemaligen Kolonialwarenhaus, gebaut aus Seeberger Sandstein, der wenige Kilometer entfernt noch heute abgebaut wird und auch am Hamburger Rathaus zu finden ist;
  • von dem Stadtbauarchitekten zu DDR-Zeiten, der sich den hochgeschossigen Plattenbauplänen aus Erfurt und Berlin widersetzte;
  • von der seltsamen Geschichte des Klosters, das beinahe vergessen wurde;
  • von einem Herrn Meyer, der nach vielen Misserfolgen es schließlich mit seinem Konversationslexikon zu etwas brachte;
  • von dem im Denkmal krummbucklig dargestellten Herrn Arnoldi, der das Versicherungswesen in deutschen Landen einführte (Gothaer Versicherung);
  • und freilich von den Adligen auf dem Schloss „Friedenstein“, die im großen Weltmachtgefüge mitspielten (für Bismarck war Gotha das „Gestüt Europas“)

Nach der Stadtführung konnten wir aus einem erfreulich breiten Gaststättenspektrum wählen und uns für den geplanten Museumsmarathon am nächsten Tag stärken.

Das Schloss „Friedenstein“ ist für uns als Weißenfelser von besonderem Interesse. Denn es ist ein Schwester-Schloss von unserem Schloss „Neu-Augustusburg“. Johann Moritz Richter entwarf beide Schlösser. „Neu-Augustusburg“ wurde später gebaut, beide Schlösser gelten als frühbarocke Meisterwerke.
So ähnlich beide Schlösser durch ihren Baustil wirken, so verschieden sind sie aber auch gleichzeitig. „Friedenstein“ ist ein Gigant. Der Bauherr hatte den Ehrgeiz, das gesamte Staatswesen in einem Gebäude unterzubringen. Schloss „Neu-Augustusburg“ wirkt dagegen geradezu zierlich. Ich meine fast, man könnte es auf den Friedensteiner Schlosshof stellen, ohne dass es aneckt.

Neben dem Größenunterschied gibt es aber vor allem den Unterschied im Erhaltungszustand. Schloss „Neu-Augustusburg“ wurde nach dem Aussterben der Linie Sachsen-Weißenfels innerhalb weniger Wochen komplett von der lieben Verwandtschaft leergeräumt. Der Bau stand ab da entweder leer oder wurde artfremd genutzt. Einzig die Schlosskirche blieb in ihrer Opulenz erhalten und ist auch heute absolut sehenswert! (Die Ausstellung zur Weißenfelser Herzogszeit ist ebenfalls sehenswert. Soviel Heimatwerbung sei mir erlaubt.)

Auf „Friedenstein“ gibt es dagegen noch sehr viel Erhaltenes zu sehen. Neben den Einrichtungen selbst, auch hochkarätige Kunst aus den Sammlungen der Herzöge. Und das ist noch lange nicht alles!
Da wäre z.B. das Ekhof-Theater, das immer noch bespielt wird und die originale barocke Theater-Maschinerie beherbergt. Hier spielte einst, genau wie in Weißenfels, die Neuberin.
Auch die Parkanlagen um das Schloss herum sind sehr beachtlich.

Unser abschließendes Highlight war das Herzogliche Museum, das man inklusive zur Schlossbesichtigung bekommt. Dieses Museum braucht sich vor keinem anderen Weltstadt-Museum zu verstecken! In perfektem Ambiente bekommt man Kunstschätze allererster Güte zu sehen. Mir hat das „Gothaer Liebespaar“ besonders gefallen. Der Brillianz des Originals kann wohl kaum eine Reproduktion gerecht werden.

Wir planten diese Ostertour durchaus schon mit der Vermutung, dass es in Gotha viel zu entdecken gibt – sind aber trotzdem von Menge und Qualität überrascht. Gotha ist nicht nur eine Reise wert, sondern auch ein paar Übernachtungen!

Hauptmarkt mit historischem Rathaus und Hochzeit
Eine Stadt, die etwas auf sich hält, hat eigene Kanaldeckel.
ungünstiges Osterwetter
Nur ein Beispiel der reichen Gaststätten-Landschaft.
Hausmarke an der ehemaligen Kolonialwarenhandlung.
Für neurotische Frauen?
Hingucker
Bienenkörbchen-Sparkasse und Margaretenkirche.
Buttermarkt
Wartburg-Invasion – Übrigens: In Gotha wurden zu DDR-Zeiten Baugruppen für den Wartburg hergestellt.
Lustiges Bildermachen.
Dies ist keine Hochzeit!
Zurück zum Thema.
Gothaer Plattenbau-Version für Altstädte.
… mag nicht jeder.
Keine Angst: Dieses Bild ist untypisch!
Klosterkirche
obskures Bildobjekt
„Friedenstein“, Front zur Altstadt
Großer Parksee, noch im Winterbetrieb.
Das Herzogliche Museum.
Sicht zum Schloss.
Kontrast
Schlosshof
martialisch
Und nochmal der Schlosshof.
Hauptportal mit Friedenskuss.
schwülstiger Barock
Hauptsaal
Ekhof-Theater
Nahe Geschichte. O-Ton von Anwesenden Schlossbesuchern: „Scheiss Amis!“ Das kommt davon, wenn man sich nicht klar ausdrückt!
Nahe Geschichte nochmal vor dem Neuen Rathaus.
Stadtblick von der Auffahrt zur Schlossterrasse.
Arnoldi-Denkmal (Übrigens: Mit der Straßenbahn kann man von Gotha bis in den Thüringer Wald nach Bad Tabarz fahren. (Thüringer Waldbahn))
Eine etwas despektierliche Darstellung.
Leider an diesem Tag geschlossen.
Eingang zur Orangerie.
in Totalvison
Blick vom Schloss zum Herzoglichen Museum.
Rückblick auf „Friedenstein“.