Die Leuchtenburg bei Kahla an der Saale war zehn Jahre lang nicht unser Ziel. Bei nur knapp einer Stunde Anfahrtszeit mit dem Auto und in Anbetracht der Attraktivität dieses Wanderer- & Touristenzieles, ist dies ziemlich verwunderlich. Allerdings war auch mehrere Jahre die Zufahrt ab Jena mit arg störenden Baustellen und Umleitungen belastet.
Und nun wollten wir die Leuchtenburg erstmals erlaufen. Also nicht mit dem Auto bis kurz vor den Burghügel auf den Parkplatz, sondern aus dem Saaletal herauf mit eigener Kraft. Dadurch wird die Leuchtenburg-Tour für uns zum vollwertigen Tagesausflug, ohne dass es in Kampfwandern ausartet.
Der Aufstieg
Mehrere Tourenvorschläge im Internet brachten mich auf den Startpunkt Parkplatz „Am Gries“. Unser Auto-Navi stellte sich bei dieser Bezeichnung dumm, kannte aber den „Badweg“ in Kahla. Leider verlief die Navigation 150 Meter vor dem Ziel völlig aus dem Ruder. Die Wertigkeiten der Straßen und Wege im Navi stimmten überhaupt nicht mit der Realität überein – und plötzlich ging es nicht mehr weiter. Dabei ist es ganz einfach: Über die Saalebrücke fahren und dabei nach der Abfahrt zum Freibad oder Parkplatz Ausschau halten.
Am Rande:
In Anbetracht der Lage des (derzeit kostenlosen) Parkplatzes kann man im Sommer diese Tour mit einem Badbesuch beenden. Wir hatten auch das Badezeug mit, doch das Wetter war nicht so ganz passend. Unseren Tagesabschluss machten wir dann im Werksverkauf von „Griesson – de Beukelaer“ bei Kahla. (Auch nicht verkehrt.)
Wir starteten unsere Strecke linksseitig der Saale, also auf der schmalen Landzunge zwischen der großen Saale und ihren Seitenarm, der Lache. Zum Glück waren alle Brücken, die ich auf der Karte sah, auch tatsächlich begehbar. Sonst hätten wir umkehren und rechtsseitig der Saale laufen müssen. Schon auf diesem ersten Abschnitt wurde das besondere Sommerwetter spürbar: Warm, hohe Luftfeuchte, nicht klar, ob es zu regnen beginnt – doch kein Grund, unser Vorhaben in Frage zu stellen.
Auf der anderen Saaleseite angekommen, galt es den Einstieg zum „Zickzackweg“ (Bezeichnung aus anderen Tourenbeschreibungen) zu finden, der uns auf den Dohlenstein führen soll. Ein gut aufgestellter Wegweiser machte mich aber stutzig: Bis zur Leuchtenburg sollten es 7 km sein!? Die Handynavigation verriet mir, dass wir an unserem Abzweig schon vorbeigelaufen waren. Also kurz zurück zum fast zugewachsenen Abzweig – und dort nach einem Schild geguckt: Nichts! Bei der Beschilderung werden offensichtlich die Radfahrer bevorzugt. (Im weiteren Verlauf unseres Weges war die Beschilderung OK. Nur den Anfang hätte ich ohne Handy nicht gefunden.)
Spätestens ab jetzt waren wir im Dschungel. Der Wald triefte vor Nässe. Stellenweise wucherte das Grün den Weg fast zu. Der Anstieg ließ uns schwitzen. Ich hatte plötzlich Hochwasser im Ohr …
Die Ausblicke vom Dohlenstein waren dann eine gewisse Entschädigung – „gewisse“ deshalb, weil es immer noch unfotogen diesig war. (Mach was draus am Computer!)
Das richtige „Ah“ kam dann bei der ersten Leuchtenburg-Sichtung. Leuchtenburg, wir kommen! Auch wenn wir erst den Berg hinunter und dann wieder steil hinauf gehen müssen.
Die Leuchtenburg
Bei der Vorplanung war uns aufgefallen, dass es ein besonderes Führungsangebot auf der Leuchtenburg gibt: Heute würden wir auch Räume sehen können, die es sonst nicht zu sehen gibt. Das ist genau richtig für uns!
Mitten in der Woche – na gut, es war Ferienzeit – gab es genügend Interessenten für zwei Gruppen mit je ca. 20 Besuchern. Die Führung gestaltete sich so kurzweilig, wie wir es uns erhofft hatten. (Auch über die Jugendherbergszeit und die Burg als geplanter Stasi-Knast in der Endzeit der DDR.)
Danach waren wir reif fürs Mittagessen. In der Burgschänke wurden wir ordentlich bedient. Die bestellte Soljanka hätte zwar ruhig etwas mehr Brotbeilage vertragen und heißer und schärfer sein dürfen … trotzdem alles gut.
Unsere anschließende Burgbegehung auf eigene Faust brachte sehr reichhaltige und interessante Eindrücke und Erkenntnisse. Denn hier gibt es nicht nur das Thema der Mittelalter-Burg, sondern auch die Themenkreise Gefängnis/Irrenanstalt, 1920er Eskapaden, Porzellan-Herstellung und Kunst in Kahla und Thüringen. Nicht zu unterschlagen der Skywalk mit Wunsch-Porzellan-Abwurfstelle nach dem Motto „Scherben bringen Glück“. In Summe für mich die geilste Burg in Thüringen! (Erst danach kommt die Wartburg.)
Der Abstieg
Hinunter darf es gerne schneller gehen. So jedenfalls meine Meinung. Von der Wegstrecke her ist der gegangene Weg damit genau richtig. Allerdings hat dieser Weg zwischendurch auch wieder Steigungen eingebaut, die man wegstecken muss. Besser geht es aber nicht, wenn man nicht auf der Landstraße laufen will.
Ziemlich weit unten gibt es ein kleines Highlight: Der Tunnel unter der Landstraße hat eine sehr altertümliche Bauweise und Pflasterung.
Unser Leuchtenburg-Besuch vor zehn Jahren: