Wir waren zu Besuch bei Verwandtschaft in der Sächsischen Schweiz und verbanden dies mit zwei Touren, die wir noch nicht gegangen waren. (siehe auch hier: https://schaufoto.de/im-labyrinth-bei-langenhennersdorf/#nachtrag ) Der Lilienstein war in meinen Augen schon immer neben der Festung Königstein ein besonders lohnendes Ziel. Doch bis jetzt hatte es nicht mit einer Besteigung geklappt. Nun aber – wenn auch im nur wenig fotografisch attraktiven frühen März – sollte es endlich passieren.
Unsere Frage nach Tipps bei der Verwandtschaft brachte hervor, dass über all die Jahrzehnte lediglich eine einzige Einheimischen-Besteigung des Liliensteins stattgefunden hatte. Und diese war schon so lange her, dass sie kaum Relevanz besaß. (Außer der Feststellung, dass es ganz schön zur Sache geht.) Als Einheimischer hat man eben auch anderes zu tun, als immer wieder die Touristenziele der Umgebung abzuklappern.
In einem Wanderführer sahen wir, dass man den Tafelberg ebenso von Bad Schandau aus angehen kann. So nahmen wir ab Bahnhof Königstein die Regionalbahn nach Bad Schandau, was nur eine Station ist, um mit längerem Anlauf den Höhenunterschied von 290 m möglichst bequem zu bewältigen.
Der Zug war überraschend gut gefüllt. Am Bahnhof Bad Schandau (Endstation) verteilten sich die Wanderwilligen auf einige Busse, die verschiedene Ziele in der Umgebung anfuhren. Auf unserer Strecke waren wir bis kurz vor den Fuß des Liliensteins die einzigen.
Zum Lilienstein hoch gibt es zwei sehr gut ausgebaute Wege. Auf den Karten wird der südlich ansetzende Weg als Aufstieg und der nördliche Weg als Abstieg bezeichnet. Dies bedeutet aber nicht, dass die Benutzung nur in einer Richtung erlaubt ist. Die meisten Lilienstein-Wanderer dürften allerdings diese Richtung bevorzugen, wenn sie von Königstein direkt kommen. (Es gibt auch einen Wanderparkplatz am nördlichen Bergfuß, von wo aus der Südaufstieg ebenfalls näher liegt.)
Da wir wieder einmal relativ zeitig vor Ort waren, hatten wir beim Aufstieg über den „Nordabstieg“ keinerlei Gegenverkehr-Probleme. Lediglich Hundebesitzer und besonders Höhenängstliche wurden gefordert, denn an einer Stelle geht es über eine kleine „Himmelsleiter“ … siehe Bilder. (Insgesamt muss man freilich gut zu Fuß sein, sonst wird dies alles zur Tortur, die man sich lieber sparen sollte.)
Das Plateau des Tafelberges war für mich ein bemerkenswerter Ort. Die stellenweise starke Zerklüftung zeugt von andauernder Erosion. Und so sind auch die Wege meist durch Geländer begrenzt – wohl nicht nur, um die Natur zu schützen. Die Aussichtsplätze auf der Südseite waren bei unserem Besuch ziemlich heftig umwindet. Gleichzeitig bot der Lilienstein auf seiner Nordseite fast absolute Windstille.
Die „Felsbaude Lilienstein“ hatte noch Vorsaison-Zu, obwohl es schon bestimmt genügend Gäste an diesem Samstag gegeben hätte. Als wir auf der Westecke die Aussichten erleben wollten, kamen gerade zwei Reisegruppen hoch und verstopften die Wege und Fotosichten dermaßen, dass wir die Lust verloren und lieber schon den Abstieg in Angriff nahmen. Was für ein Gerammel muss es hier zur Saison geben?!
Der weitere Abstieg bis zur Fähre verlief problemlos, wenn auch stellenweise alpenländisch steil. Nach dem Übersetzen mit der nach Bedarf fahrenden Fähre gönnten wir uns noch ein kleines, spätes Mittagessen beim Griechen am Bahnhof. Dort bekam ich mein zweitbestes Souvlaki ever – was ich hier erwähne, weil ich es versprochen habe.
Der Obelisk hat eine (für mich) niedliche, sächsische Geschichte, die auf einer Tafel daneben erläutert wird. Die historische Inschrift am Obelisken selbst lautet:
Friedrich-August, König und Kurfürst von Sachsen erstieg mit eben dem Muthe, mit welchem er sich über sein Schicksal erhob, diesen steilen Felsen – unter seinen Vorfahren – zuerst, und befahl den Zugang auf ihn ersteiglicher zu machen. Anno 1708
(Es handelt sich hier um August den Starken. (Anm. RRH))