Von Trafoi aus gesehen liegt Sulden auf der anderen Seite vom Ortler. Auf der Morgensonnenseite. Wir wollten eine unangestrengte Ausruh-Tour auf dem Panoramaweg um Sulden absolvieren – ließen uns dann aber verleiten, auch noch den Wasserfall am südlichen Talende mitzunehmen. Das absolvierte Höhenprofil lag damit nicht mehr in der ursprünglich geplanten Komfortzone von ca. 100 Meter … aber was soll’s.
Die hier gezeigten Bilder gehen sogar noch etwas weiter: An einem späteren Tag fuhren wir mit der Seilbahn am Wasserfall vorbei bis zur Endstation auf 2611 Meter und liefen weiter zur Madritschhütte auf 2880 Meter. Insgesamt könnte man das alles auch an einem Tag absolvieren. Deshalb gibt es hier diese Bildzusammenstellung. Die GPS-Spur zeigt nur den Teil der Tour, der im Tal verläuft.
Bei beiden Touren hatten wir unverschämt gutes Wetter. Was für eine Pracht!
Und was für eine Unterschätzung der Dimensionen! Erst beim Laufen nimmt man die tatsächlichen Größenverhältnisse wahr. Der „niedliche“ Wasserfall am Tal-Ende bringt uns schon ins Schwitzen. Ich erinnere mich an eine Doku auf 3Sat, die ich aufgenommen hatte, in der gezeigt wird, wie Reinhold Messner die Hängebrücke einweihte … wohin habe ich nur die DVD gelegt?
Messners Spuren finden wir auch am anderen Ende des Rundweges: „Yak & Yeti“ und eines seiner „Messner Mountain Museum“ (MMM) laden zum Verweilen.
Ich bin ein Fan der Art und Weise, wie Reinhold Messner die Bergwelt betrachtet, wie er die Wechselwirkungen Mensch-Natur philosophisch durchleuchtet. Sein Suldener Museum konnte mich aber nicht ganz überzeugen. Für mich war es eher ein Buchladen mit Eintritt … und dann kaufte ich mir auch noch die Messnersche „Gebrauchsanweisung für Südtirol“ – Titel und Inhaltsverzeichnis versprechen einen touristentauglichen Lesespaß in Messner-Qualität. Leider ist es eher ein politisches Statement, eine Gebrauchsanweisung für Südtiroler selbst.
Nun gut, ich habe das Buch durchgelesen und neben ein paar Schlagwörtern für Wikipedia die spezielle Sicht des R.M. mitgenommen. (… und bleibe weiter ein Fan von R.M.!)
Noch etwas zum Thema Dimensionen: Im MMM gibt es eine Installation, bei der man beim Öffnen eines Türchen das Geräusch einer abgehenden Lawine hört. Ob es eine echte Aufnahme ist, die man da hört, weiß ich nicht. Auf jeden Fall habe ich live ein Donnergrollen bei blauem Himmel gehört und deshalb gleich intensiver nachgesehen, wo denn die Lawine gerade heruntergeht. Was soll ich sagen … es war gerademal ein Lawinchen, das da so beeindruckend gegrummelt hatte. Wie winzig erscheint dagegen das Museums-Grollen! Es ist wohl unmöglich, Natur in diesen Dimensionen überzeugend in ein Museum zu stopfen.